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Die Ausschreibung des neuen Linzer Innovationstopfes wirft ein bezeichnendes Licht auf die Förderpolitik des Linzer Kulturamtes.
Schon das zweite Mal schreibt das Kulturamt der Stadt Linz einen Innovationstopf für die ortsansässige "freie Kunst- und Kulturszene” aus. Diese zusätzlichen 72.600 Euro aus dem Stadtsäckel haben sich die "Freien” im Zuge der Diskussion um den Linzer Kulturentwicklungsplan vor 2001 erstmals ertrotzt.
Das besondere an diesem zusätzlichen Fördertopf ist, dass VertreterInnen der "freien Szene” selbst zu einem großen Teil die Ausschreibung bestimmen und die Jurymitglieder auswählen dürfen. So können die Förderschwerpunkte des Innovationstopfes (auch) als Indikator für die Bedürfnisse freien Kunst- und Kulturschaffens in Linz gesehen werden. Waren es im Vorjahr Auslandsstipendien, die sich die "Freien” wünschten, so fällt das diesjährige Förderziel durch seine Unspektakularität auf: "...die Erweiterung bereits bestehender Einrichtungen...”.
Was muss da passiert sein, wenn ein Innovationstopf für (laut Ausschreibungstext) Infrastrukturkosten, Personalkosten und zur Schuldenabdeckung verwendet werden soll? In welches Bockshorn haben sich die VertreterInnen der "freien Szene” jagen lassen, wenn sie Innovationsgelder - deren Fluss sie zu einem Gutteil selbst bestimmen können - für Ausgaben aufwenden wollen, die eigentlich durch jährliche Fixförderungen abgedeckt werden sollten?
cui bono?
Oberflächlich betrachtet sieht diese Ausschreibung aus, als hätte sie sich ein besonders böswilliger und hinterhältiger Kulturbeamter ausgedacht: Strukturkosten werden nicht mehr auf Basis von (relativ fixen) Jahresförderungen gefördert, sondern als (unsichere und jederzeit streichbare) Projektförderungen vergeben. Damit könnte man - konsequent über einige Jahre durchgeführt - aus dem Gängelband an dem viele "Freie” in dieser Stadt bereits hängen, massive Fesseln flechten.
Diesen tückischen Kulturbeamten gibt es am Linzer Kulturamt - Kulturdirektor Janko sei es gedankt - nicht. Welcher Teufel reitet also die unabhängigen Linzer KünsterInnen, sich so eine Ausschreibung auszudenken? KennerInnen der Lage. in der sich viele Kunst- und Kulturschaffende in Linz befinden, habe dafür eine sehr plausible Erklärung: Es ist die blanke Not! Ähnlich einem Organismus, der sich im Schockzustand befindet, werden alle Lebenssäfte auf die überlebenswichtigen Teile konzentriert. Was die VertreterInnen der "Freien” versuchen, ist, das Überleben der bereits bestehenden Projekte, zumindest für ein Jahr, zu sichern. Dass dabei möglicherweise Strukturen geschaffen oder erhalten werden, für die man in einem Jahr vor noch größeren Finanzierungsschwierigkeiten steht, wurde offenbar ausgeblendet.
Gefährliche Gratwanderungen
Die "freie Szene” in Linz befindet sich mit diesem Innovationstopf ganz allgemein auf einer schwierigen Gratwanderung. Immer wenn FördernehmerInnen in Förderentscheidungen eingebunden werden, kommt es zu einer Reihe schwieriger Fragen. Wenn nicht mehr BeamtInnen und PolitikerInnen (auf die man Druck ausüben und an die man Forderungen stellen kann) über Förderwürdigkeit und Förderhöhe entscheiden, sondern sich FörderwerberInnen untereinander ausschnapsen sollen, wie der bestehende Mangel verteilt werden soll, kann es sehr schnell zu Missgunst und Neid kommen. Die überaus schwierigen Entscheidungsfindungsprozesse äußern sich in der Linzer Szene in häufigen, langen und zähen Treffen. Diesen Marathon halten oftmals nur Gruppen durch, die bereits über entwickelte Strukturen verfügen. Darin mag ein weiterer Grund liegen, weshalb Gelder, die dezidiert als Innovationsförderung ausgewiesen sind, für Strukturerhaltung verwendet werden sollen.
Der "freien Szene” und dem gesamten linzer Kulturleben wäre zu wünschen, dass die Stadt sich endlich dazu durchringt, in der freien Szene nicht vorrangig einen (billigen) Kreativpool für städtische Vorhaben (ARS-Electronica, Kulturmonat, Linzfest, Kulturhauptstadt 2009) sieht, sondern endlich dazu übergeht, in Linz Arbeitsbedingungen zu schaffen, die es KünstlerInnen ermöglichen, an eigenen Themen und selbst gestellten Aufgaben zu arbeiten. Die KünstlerInnen würden es der Stadt mit weniger Abzug in Städte mit besseren Arbeitsbedingungen danken.
ausschreibung zum innovationstopf:
http://www.linz.at/kultur/politik/foerderu/inno.ht...
dieser artikel rtf:
http://www.prairie.at/ressorts/stadt_land/artikel/...
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updated: 26.07.2002 by werner
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