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Rechtsruck

Ist Österreich ein Rechtsruck widerfahren? Ich bin skeptisch.
[45/99]


Martin Krusche
de nada


Ich meine: War Österreich nicht vorher auch schon da? Rechts? Und zwar genau so weit, wie es nun sichtbar geworden ist? Übrigens schätze ich eben das: Sichtbarkeit. So betrachtet bin ich mit dem Stand der Dinge zufrieden: Daß wir offen sehen können, was da ist – was ja nicht von gestern auf heute hergekommen ist.

Etwas anderes ist es, wenn Menschenverachtung eine breitere Akzeptanz erhält und wenn ihr heute wieder mehr Platz eingeräumt wird. Auch im Alltag. Im Umgang der Menschen miteinander. Darin scheint mir in der Zweiten Republik nun ein neuer Höchststand erreicht. Ein alamierendes Ausmaß an wachsendem Konsens, daß diese und jene Art rassistischen Handelns ganz annehmbar sei. In einem ähnlichen Kanon wie die Legende von der "g´sunden Watsch´n".

Kann es denn gestattet werden, Rassist zu sein? Ich denke, das muß jedem Menschen frei stehen. Davon handelt Demokratie schließlich ... unter anderem. Aber in dieser Demokratie braucht es neben einem eindeutigen Reglement, was Rassisten nach außen tun dürfen und was nicht, auch ausreichend viele Menschen, die dem etwas gegenüberstellen. Tätig. Nicht bloß denkend oder fühlend.

Die Achtung der Menschenwürde braucht ja nicht nur Konsens, was man darunter verstehen mag, sondern auch aktive Unterstützung. Handeln. Gelegentlich Verteidigung. Eines der Probleme liegt darin, daß der Rassimus ein irrationales Konzept ist, weshalb vermutlich rationale Mittel und Strategien kaum hinreichen, ihn in Schranken zu weisen.

Allein die Tatsache, daß wissenschaftliche Diskurse, nicht nur in der Humanbiologie, zu unmißverständlichen Übereinkünften geführt haben, daß Begriff und Idee von "Rasse(n)" nichts taugen, ändert eben zu wenig. Und wenn man belegen kann, daß die genetischen Unterschiede innerhalb einer Großgruppe viel weitreichender sind, als zwischen verschiedenen Großgruppen, bricht das dem Rassismus erfahrungsgemäß auch nicht die Spitze. Unter anderem, weil eben der Rassismus auf reale Begegnungen, auf Faktenlagen und deren Prüfung gut verzichten kann. Weil er mit realen Juden, Muslimen, Afrikanern oder wen immer er meinen mag, nichts zu tun hat.

Es ist ja niemandem neu, daß es ungleich mühsamer bleibt, der Menschenverachtung etwas entgegenzustellen und dabei auf ihre Methoden wesentlich zu verzichten. Auf Schläge ohne Gewaltanwendung wirkungsvoll zu antworten braucht eben etwas mehr Grips als das Aufbauen der Oberarme und das Abbauen der Schamgrenzen.

Als Schreibender muß ich hierbei offenlegen, daß das Verfassen von Texten dagegen ebenso wenig ausrichtet und bestenfalls Fußnoten einbringt. Etwas ganz anderes ist es, den öffentlichen Raum zu beleben, sich zu informieren, offene Diskurse zu führen und zu fördern, die Realitätserzeugung durch Medienanwendung nicht nur den Mainstream-Infotainern zu überlassen, Lobbybildung voranzubringen, landesweite und internationale Verständigung zu pflegen ... wodurch die Prioritätenliste sich zum Kreis schließen mag: Wiederum den öffentlichen Raum zu beleben, sich zu informieren, offene Diskurse zu führen und zu fördern ... etc. Kurz, aktive Pressuregroups zu formieren, die Bestand zeigen. Präsent sind.

Wenn Menschenverachtung zum Bestandteil legitimer politischer Praxis wird, ist das Verfassen von Texten und Abhalten von Protestveranstaltungen ein ganz passabler Beitrag. Allerdings nur, wenn er sich auf die politische Anwesenheit jener stützt, die sich davor und danach nicht im Reservat ihrer Studierzimmer eingraben.

Aktive und effiziente Communities, die ihr kulturelles und politisches Engagement kontinuierlich umsetzen. Ohne speziellen Anlaßfall, sondern rund ums Jahr. Das wäre eben auch eine adäquate Antwort auf politische "Gameboys". Aber das klappt gewiß nur, wenn in solchen Communities nicht jene Strukturen und Verfahrensweisen reproduziert werden, gegen die anzutreten manche vorgeben.

Wenn ausreichend viele, die solches Engagement behaupten, das auch umsetzen, mach ich mir um die Rechtslastigkeit dieses Lande keine gar zu großen Sorgen. Bleibt allerdings die Sorge um jene, die jetzt schon konkret gedemütigt und verletzt werden. Denen helfen Texte auch nichts.

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Martin Krusche, Jahrgang 56, ist Autor, Initiator der virtuellen akademie nitscha und Mitarbeiter der arge region kultur
feedback: krusche@van.at
http://www.van.at

updated: 09.11.1999 by martin krusche
 
 
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